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Artikel

Sommer

29.06.2008

Sommer

von Bernard Wieser

Jetzt wird es heiß und schwül. Vor allem die alten Menschen leiden unter diesen drückenden Bedingungen. Gewitter kommen und verwüsten da und dort die Ernten. Der Boden kann die Wassermengen nicht mehr aufnehmen, die da in kürzester Zeit vom Himmel fallen. Von den Hängen kommen wahre Sturzfluten in die Täler und nehmen den Humus mit. Die Grabensysteme sind oft überfordert.

Doch der Regen verschafft auch Abkühlung und nach einer Gewitternacht ist der nächste Morgen oft zauberhaft schön. Die Luft ist klar und ausgewaschen sind Staub und Pollen. Die Fernsicht beeindruckt immer wieder aufs Neue. Ein König, der die Höhen bewohnt.


Oft hat der Sturm ein Loch in den Wald gerissen. Doch dort kommt jetzt seit langer Zeit wieder Sonnenlicht auf den Waldboden und sofort beginnen die Keimlinge zu sprießen. Zuerst besiedeln Walderdbeeren den Boden, dann kommen das Waldreitgras und später die Brombeeren. Erst im Schutz der Brombeeren schießt der Vorwald empor. Die schnellen Arten, dass sind Birken, Zitterpappeln und Kätzchenweiden. Sie wachsen sehr schnell und sterben bald wieder ab. In ihrem Schutz und oft im Schatten wachsen die eigentlichen Baumarten des Altwaldes heran. Die Eichen, Hainbuchen oder Buchen, Feldahorn, Linden, Elsbeeren oder Vogelbeeren. Kiefern lieben die Schotterböden, die Fichten wachsen zwar schnell, sind aber in unseren Tieflagen aufgrund der Schädlingsanfälligkeit und des Klimawandels nicht mehr überlebensfähig. In einigen luftkühlen, feuchten Gräben trifft man auf die östlichsten Bestände der Tanne in Europa. Dort ist sie meist mit Bergahorn und Esche vergesellschaftet. Neben den Flüssen wachsen Stieleichen, Erlen, Weiden, Pappeln und Eschen. Auch neue Bäume besiedeln unsere Wälder. Die meisten wurden im Zuge von Waldwirtschaftsmaßnahmen eingeführt, wie zum Beispiel der Rotahorn, die Nordmannstanne oder die Kanadapappel. Andere wiederum breiten sich aus, obwohl kein Förster sie haben will. Dazu gehören Götterbaum, Robinie (lokal unter Akazie bekannt) oder Eschenahorn.


Ein junger Baum saugt die Energie aus dem Boden. In Sanierungsgebieten auf Schotterböden können Jungpappelkulturen enorme Mengen an Schadstoffen aus dem Grundwasser filtern. Alte Bäume wiederum geben über die Streu Energie an ihre Umwelt ab und tragen ihrerseits zur Düngung bei. Bäume filtern auch die Luft. Sie entnehmen Unmengen von gasförmigen Stoffen und geben meist nur Sauerstoff ab. Ein alter Baum mit 100 Jahren kann das im tausendfachen Ausmaß gegenüber einem Jungbaum von einigen Jahren. Im Jungwald leben andere Arten und viel mehr Individuen als im Altwald. Man nennt sie die Pionierarten. Der Jungwald ist von Licht dominiert. Doch mit zunehmendem Alter setzen sich die Altwaldarten durch und die sogenannten Pioniere, die einst in großer Zahl auftraten, verschwinden wieder. So wächst der Wald als ganzes Wesen und mit ihm wachsen die Pilze, Moose, Flechten und Farne. Auch hier gibt es Pioniere und solche die lange Zeit die gleichen Bedingungen benötigen um zu wachsen. Manche Pilze brauchen 50 Jahre um ein Geflecht von einen m² zu entwickeln. Andere wachsen in wenigen Jahren ein ganzes Fußballfeld zu. Das größte Lebewesen der Erde ist ein Pilzgeflecht in Kanada. Der Hallimasch, der auch bei uns vorkommt, hat dort ein Ausmaß von einigen Km² erreicht. Klein und sparsam wachsen die Flechten. Nur wenige Millimeter im Jahr. Sie leben nur von der Luft. Bei belasteter Luft verschwinden sie. Schon viele Arten sind in unserer Gegend ausgestorben, seit dem wir Autos fahren und Öl verheizen. Der Schwefel und die Stickoxyde bringen die empfindlichen Lager um. Die gleichen Gifte verätzen auch unsere Lungen. Sie haften sich zumeist an winzige feine Teile (Feinstaub) und werden von uns eingeatmet. Doch auch im Wald gibt es Gifte. An heißen Tagen ist die Ozonbelastung gerade in den Wäldern aber z. B. auch in den Maisgebieten sehr hoch. Und Ozon kann ebenfalls den Organismus schädigen. Die radikalen Ozonmoleküle zerstören die Zellwände in den Schleimhäuten.


Der Sommer ist aber vor allem eine Jahreszeit der Befreiung. Endlich können wir die dicken Kleiderschichten ablegen und unsere Köper wieder atmen lassen. Die Haut wird braun und bekommt die wichtige Strahlung ab, die wir zur Produktion einiger Vitamine benötigen. Die Zeit der Ernte ist gekommen. Die Früchte gibt es nun im Überfluss. Zuerst die Kirschen, dann die Erdbeeren, dann die Marillen, die Mirabellen, die Weintrauben, die Zwetschken, die Äpfel und Birnen. Bis in den Herbst reist der Strom an Früchten nicht ab. Wir sollten ab und zu einige davon essen und weniger ungesundes Zeug in uns hineinstecken. Auf den Feldern reifen zuerst die Wintergetreide, dann die Sommergetreide, der Kürbis, der Mais und die Bohnen. In den Gewächshäusern Salate, Tomaten und Paprika. Ja wir sind ein reiches Land, weil fast alles wächst was wir zum Leben brauchen. So lange wir auf unsere Welt acht geben.

Bernd Wieser
Gebietsbetreuer des Europaschutzgebietes
Südoststeirisches Hügelland

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